Kaufhaus am Schlagbaum- Gebrauchtes macht glücklich
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Im Solinger Kaufhaus am Schlagbaum kaufen nicht nur Bedürftige ein. Gesucht werden derzeit vor allem Möbel – auch für Flüchtlinge.
Die Kunden und Kundinnen des Solinger Kaufhauses (Soka) reden nicht viel über ihr Schicksal. “gerade haben wir eine, die aus dem Frauenhaus zurück in eine eigene Wohnung zieht”, erzählt Geschäftsleiter Remus Varga von einer Ausnahme. “Wenn wir morgens aufschließen, steht sie schon vor der Tür.” Es mache die Frau glücklich, dass sie die Möglichkeit habe, einzukaufen – selbst wenn es sich um gebrauchte Kleidung und Haushaltsgeräte handele. “Danke, dass es Euch gibt”, hören die Mitarbeiter im ehemaligen Möbelhaus Schmidt am Schlagbaum täglich.
Second Hand statt Neuware
Die Klientel besteht jedoch nicht nur aus Erwerbslosen oder Menschen, die ALG II beziehen. “Es kommen auch Vollverdiener, die aus Überzeugung lieber Second Hand statt Neuware kaufen”, räumt Angela Salscheider mit dem Gerücht auf, nur mit einem Ausweis vom Sozialamt könne man im Soka einkaufen. Sie ist seit Anfang des Monats Geschäftsführerin der Gabe gGmbH, die das Kaufhaus seit 2009 betreibt. Richtig ist: äglich stöbern mehr als 100 Kunden in dem Angebot, das – von Lebensmitteln abgesehen – dem eines Vollsortimenters entspricht. Auf 4 Etagen oder 2.500 Quadratmetern gibt es laut Salscheider “alles, was man für den Haushalt braucht” – vom 10er Pack Mocca-Taschen für 50 Cent bis zu Sofalandschaften oder Schrankwänden im 3-stelligen Euro-Bereich.
“Wir haben einen hohen Bedarf an guten, gebrauchten Möbeln”, erklärt die Gabe-Geschäftsführerin. Mit den beiden eigenen Transportern könne man diese auch jederzeit bei den Spendern abholen.
Im Soka wird auch ausgebildet
Die Kunden sind das eine, was das Solinger Kaufhaus von anderen Geschäften unterscheidet. Die Mitarbeiter das andere. Denn schließlich geht es der Gabe darum, Jugendliche und Langzeitarbeitslose zu qualifizieren. Derzeit werden im Soka 12 Einzelhandelsverkäufer oder Fachlageristen ausgebildet. 25 Bezieher von Leistungen des Jobcenters nutzen die Möglichkeit, ihr Einkommen aufzustocken. Angeleitet werden sie dabei von 6 festangestellten Mitarbeitern, darunter auch Sozialpädagogen. Schließlich gibt es 3 Ehrenamtler, die helfen.
“Gewinn können wir trotz der Förderung nicht machen”, stellt Angela Salscheider fest. “Aber Miete und Strom müssen wir schon erwirtschaften.”
(Erschienen im Solinger Tageblatt am 25.08.2015; Autor: Knut Reiffert)